Regional und doch deutschlandweit - geht das?
Kartoffeln quer durch Deutschland zu schicken – ist das ökologisch vertretbar? Die Heidehöfe von der Ohe sind doch ein regionaler Anbieter – wie können wir da deutschlandweit unsere Kartoffeln verkaufen?
Das sind zwei wichtige Fragen über die wir uns lange die Köpfe zerbrochen haben, bevor wir den Entschluss treffen konnten, die Kartoffel-Post zu starten.
Warum kaufen wir regional?
Wir denken, dass wir Verbraucher aus primär drei Gründen den regionalen Einkauf von Lebensmitteln bevorzugen:
1. Die Lebensmittel sind frischer und damit gesünder. An dieser Stelle können wir mit der Kartoffel-Post schon einmal einen dicken grünen Haken setzen – unsere Bio Kartoffeln werden geerntet, kommen dann in unsere kühle Kartoffel-Scheune und werden von dort sortiert, gepackt und zu euch geschickt. Wir vermeiden also viele für die Knolle “ungesunde” Wege (weil der Keimprozess in Gange gesetzt wird) über den Großhändler, das Supermarkt Großlager und vor allem die Auslage der Produkte im Supermarkt – alles Prozesse die der Frische der Kartoffel nicht zuträglich sind.
2. Wir wollen wissen wo unser Essen herkommt. Und deshalb haben wir uns auf den Heidehöfen dazu entschieden möglichst viel über unsere tägliche Arbeit zu berichten. So findest du auf Facebook, Youtube und auf unserer Homepage www.heidehöfe.de regelmäßig Berichte, Fotos und Videos über unsere Arbeit. Am liebsten berichten wir über das Vielfalter Projekt, in dem wir alle ca. 50 Meter einen 9 Meter breiten Blühpfad durch unsere Felder legen. Dadurch sehen unsere Felder richtig bunt aus und unterstützen die Ausbreitung von Insekten und anderen meist nützlichen Feldtieren.
3. Wir wollen Transportwege vermeiden und keinen unnötigen CO2 Ausstoß erzeugen. Da noch niemand die CO2 Bilanz des Kartoffelversands berechnet hat, haben wir uns selbst daran gemacht, unseren CO2 Fußabdruck zu bewerten. Dazu wurde fleißig recherchiert und gerechnet und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein deutschlandweiter Versand von 5kg und mehr Kartoffeln aus CO2 Perspektive vertretbar ist. Hier unsere Überlegungen:
Basis – Die Kartoffel-Post per Postzustellung: Es gibt zahlreiche Quellen der großen Paketversender, wieviel Gramm CO2 ein in Deutschland verschicktes Paket erzeugt. Wir wollen in unserer Rechnung ein konservatives Maß nehmen und setzten uns daher den Wert des Ökoinstituts (Vergleich Quelle 1) als Vergleichsbasis. Das bedeutet 600g CO2 pro Paket. Unsere Pakete sind zwar schwer, aber im Volumen eher klein. Ein großes 5kg Paket ( z.B. mit Kleidung) hat also einen höheren CO2 Ausstoß als ein kleines 5kg Paket (mit z.B. Kartoffeln).
Die regionale Kartoffel im Supermarkt: Und hier kennen wir uns aus, denn aktuell liefern wir an ca. 25 Supermärkte in der Region unsere Heidekartoffeln – von Uelzen bis Braunschweig. Um das Ganze zu vereinfachen, beschreiben wir ein einfaches Szenario eines Endverbrauchers in Braunschweig. In unsere Ford-Transit Transporter können wir ca. 1.100kg Kartoffeln laden ohne die maximale Zuladung zu überschreiten. Der Weg nach Braunschweig sind ca. 65KM. Der Transporter erzeugt laut offizieller Ford Homepage ca. 180g/CO2 pro KM (Vgl. Quelle 2). Wenn wir also eine 10KG Kartoffel-Post dort nicht mitschicken (weil sie ja per Post direkt zu dir auf dem Weg ist), spart dies etwa 212g/CO2 ein (2x65KMx180g/KM/110). Ist nun ein Großhändler und ein Großlager dazwischen geschaltet kommen die entsprechenden Wege dazu. Ein sehr wichtiger Faktor ist zudem die bessere Haltbarkeit der Bio-Kartoffeln in unserer Kartoffel-Post. Wir nehmen an, dass ca. 10% der im Supermarkt gekauften Kartoffeln nicht gegessen werden, da sie nach ein paar Tagen in Wärme und Licht auch bei dir zu Hause sehr schnell keimen werden (oder leider schon im Supermarkt). Bei einer Reduzierung dieser Quote um 5% werden mit der gleichen Rechnung ca. 1170g/CO2 eingespart (2x65KMx180g/KMx5%). Noch nicht eingerechnet, ist der Weg des Verbrauchers in den Supermarkt. Wie ihr in Quelle 3 sehen könnt, liegt der durchschnittliche CO2 Ausstoß von Neuwägen in Deutschland bei über 125gCO2 pro KM. Das heißt eine Fahrt von 4-5 KM erzeugt bereits einen höheren CO2 Ausstoß als die Sendung der Kartoffel-Post.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist aus unserer Sicht die zunehmende Optimierung der Versandunternehmen bzgl. ihres CO2 Ausstoß. Hermes, DHL usw. stehen unter dem größten öffentlichen Druck, den CO2 Ausstoß in den Lieferungen zu reduzieren. Deshalb fahren inzwischen z.B. immer mehr e-Autos der Post durch unsere Straßen. Wir denken, dass diese Logistikprofis ihren Beitrag leisten müssen und werden, sodass unsere Kartoffel-Post mittelfristig komplett CO2 neutral bei euch ankommt. Und natürlich könnten wir inkl. CO2 Ausgleich versenden – den CO2 Ausgleich leisten wir auf unseren Flächen ja selbst und halten eigentlich auch nicht viel von solchen Ausgleichsansätzen weil sie das Problem nicht lösen.
Die finale Entscheidung, wie und wo du deine Lebensmittel kaufst, können wir dir natürlich nicht abnehmen. Aber du kannst dir sicher sein, dass wir kontinuierlich daran arbeiten unsere Umwelt und unseren Planet zu schützen und für zukünftige Generationen zu erhalten.
Deine Christine Marie und Jan Wilhelm von der Ohe
Quellen:
1.) https://www.oeko.de/aktuelles/2015/online-shoppen-oder-beim-lokalen-haendler/
2.) https://www.ford.de/content/dam/guxeu/de/documents/brochures/commercial-vehicles/transit-custom/BRO-ford_transit_custom.pdf oder https://www.motor-talk.de/news/der-transit-bringt-fords-neuen-diesel-t5852504.html
3.) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/399048/umfrage/entwicklung-der-co2-emissionen-von-neuwagen-deutschland/